6 Schritte, wie du dich von fremden Erwartungen befreist und deinem eigenen Berufsweg folgst

Sich beruflich umzuorientieren, ist ein großer Schritt. Und so ungewiss! Häufig wissen wir ja noch nicht, in welche Richtung wir beruflich gehen wollen und diese Ungewissheit kann verdammt Angst machen. Dann geraten wir schnell mal ins Zweifeln – „Sollte ich mich wirklich auf die Suche nach einer beruflichen Perspektive machen, die mich so richtig happy macht und mich erfüllt? Wirklich? WIRKLICH?“

Leichter wird es natürlich nicht, wenn wir ahnen, dass unser Umfeld, unsere Familie, und häufig insbesondere unsere Eltern, zunächst gar nicht glücklich wären, wenn wir ihnen von unseren Plänen berichten würden. „Was? Warum möchtest du denn etwas anderes machen? Du hast doch einen tollen Job! Nun bleib doch mal dabei.“  Klar – Da werden die Zweifel wieder lauter. Und außerdem wollen wir ja auch niemanden enttäuschen oder gar verletzen …

Weißt du was? Ich kann dich SO gut verstehen. Mir ging es nicht anders. Und ich höre immer wieder von meinen Coachees, dass ihre Mitmenschen sich etwas anderes für sie wünschen als sie selbst. Wir bekommen das Gefühl, allen Erwartungen gerecht zu werden und es wird immer schwerer unserem eigenen Weg zu folgen. In diesem Artikel möchte ich dir 6 Schritte teilen, um dich von fremden Erwartungen zu befreien so Stück für Stück zu deinem ganz eigenen beruflichen Weg zu finden, der dich erfüllt.

Warum es uns so wichtig ist, die Erwartungen unserer Familie an unseren Beruf zu erfüllen

Ist doch verrückt oder? Die Erwartungen unserer Familie kennt manch einer besser als seine eigenen Wünsche. Verrückt, und trotzdem absolut normal und keine Ausnahme! 🙂

Schließlich wachsen wir in einem Umfeld auf, in dem wir quasi noch in Windeln hören, was wir tun und lassen sollten. Ob nun ein „Jetzt spuck doch nicht immer den Schnuller aus, du süßer Fratz!“ oder „Jetzt such dir doch mal einen anständigen Beruf aus, Schatz!“

Wir erfahren von Klein auf, was unser Umfeld sich von uns wünscht und lernen, diesen Wünschen nachzukommen. Denn, hallo? Wer will nicht von seinen Eltern geliebt, von seinen Freunden gemocht und von seinen Lehrern anerkannt werden? That’s life! Das ist normal.

Noch dazu sind wir Sensiblen sehr emphatisch und einfühlsam. Wir möchten niemanden verletzen oder enttäuschen. Lieber mal die eigenen Wünsche zurückstecken, aber doch bitte nicht unsere Mitmenschen enttäuschen! Wir streben nach Harmonie und es fällt uns dadurch manchmal schwer, unsere eigene Meinung zu vertreten – Gerade vor geliebten Menschen. Das kann auch eine ganze Weile gut gehen, aber irgendwann stoßen wir dann an einen Punkt, an dem wir spüren – „Hey, es ist wichtig für mich, diesen Schritt zu gehen! Aber wie schaffe ich es, meinem eigenen Weg zu folgen?“

Wie wir es schaffen, als sensible und feinfühlige Menschen trotz gut gemeinter Ratschläge dem eigenen Weg zu folgen

Tja, das ist eine sehr gute Frage und ich habe für dich im Folgenden mal sechs Schritte aufgelistet, an denen du dich orientieren kannst. Schnapp dir am besten ein Notizbüchlein und einen Stift und gehe das Ganze schriftlich durch. Das hilft dir in deinem eigenen Prozess und ist außerdem unendlich wertvoll, wenn du in einigen Tagen, Monaten oder gar Jahren noch einmal nachlesen möchtest. Also, lass uns starten! 🙂

Schritt 01: Mach dir bewusst, warum deine Familie diese Erwartungen hat

Deine Eltern sind aus einer anderen Generation als du. Deine Großeltern, haben vielleicht noch den Krieg miterlebt. Da war nix mit „Ich muss mich erstmal selbst finden“ oder „Ich will die Welt verändern“ oder „Ich glaube daran, dass mein Beruf mir Spaß machen kann.“ Nein, da ging es tatsächlich um’s blanke Überleben und nach der Kriegszeit weiterhin vor allem darum, sich selbst und seine Familie ernährt und in Sicherheit zu wissen. Unsere Eltern haben dies in die Wiege gelegt bekommen und sicherlich hat sich in ihrer Generation schon einiges verändert. Sie hatten plötzlich mehr Möglichkeiten, einen angesehenen Job zu haben, gutes Geld zu verdienen und sogar Frauen durften eines Tages neben dem Haushalt und der Kindererziehung einen Beruf ausüben. Aber du merkst, die Zeit war eine andere und damit war, zumindest in einem Großteil der Familien, auch der Anspruch an das Berufsleben ein anderer.

Im Prinzip hat deine Familie also einfach nur ein eigenes Bild davon, was einen guten Beruf auszeichnet und – und das ist ganz wichtig – den ganz, ganz tief verankerten Wunsch, dass es ihrem Kind gut geht. Dass du SICHER bist! Sie meinen es gut, auch wenn wir uns manchmal von ihnen unverstanden oder übergangen fühlen können. Auch wenn wir manchmal darüber wütend oder traurig sind. Sie meinen es so gut!

Schritt 02: Hinterfrage, ob du ihre Vorstellungen teilst

Versetze dich mal hinein in die Wünsche, die deine Familie bzgl. deines Berufslebens hat – Sollst du Karriere machen? Sollst du einen Vollzeit-Angestellten-Job haben? Was sollst du inhaltlich machen? In welchem Umfeld sollst du arbeiten? Erinnerst du dich vielleicht noch daran, zu welchem Beruf sie dir nach der Schulzeit geraten haben? Stell dir mal vor, du würdest all diesen gut gemeinten Wünschen noch viele Jahre nachgehen – Wohin würde dich das im schlimmsten Fall führen? Wo und wie würdest du arbeiten? Und wie würdest du dich dabei fühlen? Was hätte dieses Leben für dich für Konsequenzen?

Male dir das Worst Case Szenario mal so realistisch wie möglich aus. Du kannst es auch aufmalen oder aufschreiben. Und dann schau mit dem Blick von außen drauf – Ist es das, was du willst?

Frage dich also, ob du die Vorstellungen deiner Familie wirklich teilst.

Schritt 03: Dein Warum - Warum willst du dich beruflich verändern?

Wenn du festgestellt hast, dass du die Vorstellungen deiner Familie nicht teilst, weißt du schon einmal, was du nicht willst. Und das ist super! Aber eine berufliche Neuorientierung sollte immer ein „Hin zu“ und kein „Weg von“ sein und ich denke, das lässt sich auf so ziemlich alles im Leben übertragen. Denn wenn wir ein klares Bild vor Augen haben, wohin es uns zieht, haben wir einen ganz anderen Antrieb, eine ganz andere Motivation und Sicherheit, unseren Weg zu gehen und für ihn einzustehen.

Frag dich also mal, WARUM es dir so wichtig ist, deinen Weg zu gehen? Warum du gerade diesen Artikel liest? Warum es dir in diesem einen speziellen Punkt so wichtig ist, deine Meinung zu vertreten auch, wenn das ggf. entgegen der Erwartungen deines Umfelds passiert? Wonach sehnst du dich? Was wünschst du dir? Wie willst du dich fühlen?

Und hierfür musst du noch in kleinster Weise wissen, wo deine berufliche Reise hingehen soll. Es ist vielleicht eher ein Gefühl von „Ich will mich lebendig fühlen“ oder „Ich will meine Kreativität wach kitzeln und meine wahren Talente und Eigenschaften leben!“ oder „Ich will einen Sinn verspüren!“ Vielleicht ist es auch etwas wie „Es ist an der Zeit, für mich selbst einzustehen!“ Was ist es bei dir, was deinen Wunsch selbstbestimmt zu leben gerade so deutlich macht?

Schritt 04: Was kostet es dich, wenn du nach den Erwartungen anderer lebst?

Wenn du jetzt mal deine Notizen aus Schritt 02 und Schritt 03 nebeneinander legst – Siehst du den Unterschied? SPÜRST du den Unterschied? Das eine ist nicht dein eigener, authentischer Weg. Er ist vorgefertigt und gut gemeint, aber entspricht nun einmal nicht dir. Und der andere, auch wenn du noch keinen klaren Weg à  la „Schritt 01, 02 und 03 und dann arbeite ich als xy“  vor Augen hast – Ja, trotzdem ist es dein Weg!

Ja, wir haben als Kinder die „Kosten“ kennengelernt, uns fremden Erwartungen zu widersetzen. Dann gab es Ärger oder schlechte Noten. Aber überlege dir mal für einen Moment, was es dich jetzt, zum heutigen Zeitpunkt, als Erwachsene*r kosten würde, noch länger nach fremden Erwartungen und Vorstellungen zu lebenIch habe mal einen tollen Spruch gehört, den ich mir seither immer wieder bewusst mache. Er ging in etwa so:

„Jeder Moment, in dem ich nicht authentisch bin und nicht meine Wahrheit lebe, ist eine verlorene Chance darauf, dafür geschätzt zu werden, wer ich wirklich bin!“

Schritt 05: Entscheide dich bewusst, dich von fremden Erwartungen zu befreien und die Verantwortung für dich und dein Leben zu übernehmen

Und nun, triff deine Entscheidung, und zwar ganz bewusst. Entscheide dich dafür, für DEIN Leben loszugehen und einzustehen! Mach dir bewusst, warum du das willst. Mach dir bewusst, was du auf der anderen Seite auf gar keinen Fall willst. Spür noch einmal hinein in diese positiven Gefühle aus Schritt 03, nach denen du dich sehnst. Und hey, du bist ein wundervoller Mensch. Du bist es WERT, ein Leben zu führen, das dich wirklich glücklich macht. Das DICH glücklich macht. Okay? 🙂

Mach dir bewusst, dass die Entscheidung für DICH

  • nicht egoistisch ist sondern verantwortungsvoll.
  • deine Mitmenschen nicht enttäuscht, sondern sie eines Tages spüren werden, dass das für dich der richtige Weg ist.
  • nicht undankbar ist. Du darfst sooo, so dankbar sein, dass deine Familie die vielen Jahre für dich gesorgt hat. Und gleichzeitig darfst du jetzt selbst für dich sorgen.
  • eine Entscheidung ist, die wir alle früher oder später treffen dürfen.

Schritt 06: Üben, üben, üben

Ja genau, wie wir ein Instrument oder einen Sport erst lernen, dürfen wir auch üben, unseren eigenen Weg klar und in Selbstvertrauen zu gehen. Wir schnippen nicht einmal mit dem Finger und alles ist anders, sondern wir dürfen uns Zeit geben und üben. Dafür hilft es ungemein, dir immer und immer wieder dein Warum aus Schritt 03 vor Augen zu führen. Ich habe in der Zeit meiner beruflichen Neuorientierung tatsächlich täglich morgens Tagebuch geschrieben, um mir schon Morgens bewusst zu machen, warum ich diesen neuen Weg einschlagen möchte. Probier’s mal aus!

Im Umgang mit deinen Lieben möchte ich dir noch drei Impulse mit an die Hand geben:

  • Sei behutsam und verständnisvoll, denn du verstehst jetzt, was die Intention deiner Familie ist. Sie wollen dich in Sicherheit wissen und haben einfach ein anderes Bild eines „guten Jobs“ als du haben kannst und darfst.
  • Sei gleichzeitig standhaft und bleibe ganz bei dir. Du weißt am aller besten, was gut für dich ist! Und deine Lieben werden es eines Tages auch verstehen.
  • Sei achtsam, mit wem du über deine Pläne und Wünsche sprichst. Gerade zu Anfang deiner beruflichen Umorientierung kann es ratsam sein, nicht unbedingt direkt deine Engsten und Liebsten einzuweihen, weil sie dich nun einmal beschützen wollen. Suche dir Gleichgesinnte oder Freunde/Bekannte, die dich in deinen Vorhaben bestärken.

Dein Leben, deine Regeln

Vom "Ich muss" und "Ich soll" zum "Ich will

Hach, ich merke gerade mal wieder, wie sehr mir dieses Thema am Herzen liegt. Denn erst, wenn wir uns aus einem „Ich muss doch“ und „Ich soll doch“ befreien, können wir in einem „Ich will“ und „Ich tue“ leben!

Manchmal muss auch nur eine*r mutig vorangehen. Es liegt nicht in deiner Verantwortung, alle Menschen mit deinem beruflichen Weg glücklich zu machen. Vielleicht werden manche erst einmal verunsichert, ängstlich oder sogar traurig reagieren. Aber nach einer Weile werden sie deinem Vorbild vielleicht sogar folgen!

Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir für einen Kopf gemacht habe, meiner Mama von meiner Entscheidung zu erzählen „Ach und übrigens, ich kündige und mache dann nochmal was ganz Neues.“ Ganz ehrlich? She was not amused! Aber heute freut sie sich mit mir, dass ich mir einen Beruf geschaffen habe, der mich mit Sinn erfüllt und dass ich durch mein individuelles Arbeitsmodell nun neben meinen beruflichen Tätigkeiten auch die Flexibilität und Zeit habe für meine Kreativität, für Hobbys, meine Familie und was mir sonst noch wichtig ist.

Es geht nicht nur um den Beruf. Es geht um dein Berufs-Leben!

In diesem Sinne, lass uns leben. Authentisch und selbstbestimmt.

Alles Liebe,
deine Lena
♥︎

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